15.8.13

Die Darstellung der Jagd im Internet- Stil ist gefragt

Die Jagd wird gerne von der sensationslüsternen Presse als blutiges Handwerk von kulturlosen Grobianen  dargestellt, die zum Zwecke des Tötens in den Wald gehen. Leider ist es aber so, dass man oft den Eindruck hat, dass viele Jäger dieses Image selbst pflegen. Im Zeitalter des Internets kann nun jeder Jäger sein erlegtes Wild stolz der Öffentlichkeit präsentieren. Da wird dann das erlegte Wild zerschossen auf den Fliesen des Kühlhauses von oben fotografiert, mit dem Hinweis, mit welcher Waffe und mit welchem Kaliber die Erlegung erfolgte. Das Ganze wird dann bei Facebook hochgeladen, das wars.

Mir werfen sich dabei 2 Fragen auf:
1. Denken diese Jäger sich überhaupt etwas dabei, wie diese niveaulose "Zurschaustellung" der Beute im Internet auf den nichtjagenden außenstehenden Betrachter wirkt?
2. Haben diese Jäger jemals einen Lehrprinzen gehabt, der ihnen etwas von Würde und Anstand gegenüber unserem Wild beigebracht hat?

Leider beweisen diese Jäger durch ihre stillose "Publikation", dass man beide Fragen mit einem eindeutigen "Nein!" beantworten muss!     

Dass es sich bei der Jagd um ein hohes Kulturgut handelt, wird dabei von diesen Jägern völlig außer Acht gelassen. Wir erweisen unserem Wild, auch wenn es nur eine Symbolik ist, die letzte Ehre. Dies geschieht durch den letzten Bissen, die Totenwacht oder das würdige Hinlegen des erlegten Stückes auf dem Waldboden. Wir Jäger sind eben keine Schlachter, die das Wild aus reiner Notwendigkeit der Nahrungsbeschaffung töten. Zwar gehöre ich nicht zu den Jägern, die das jagdliche Brauchtum in allen erdenklichen Situationen wie eine Monstranz vor sich hertragen, aber das stilvolle Zelebrieren der Jagd ist das wichtigste Instrument unserer Öffentlichkeitsarbeit. Im Zeitalter des Internets kann man dies gar nicht oft genug wiederholen.

Doch wenn man dann beim Durchstöbern des Internets auf die Facebookseite eines noch jungen Jägers stößt, der mit viel Hingabe seinen erlegten Bock stilvoll fotografiert und sich die Mühe macht, in einer Geschichte das Erlebte zu beschreiben, dann keimt bei mir Hoffnung auf.

Es gibt sie noch, die jungen Jäger, die die Jagd so zelebrieren, dass die Jagd in der Öffentlichkeit so wahrgenommen wird, wie wir es uns wünschen!

Einer dieser Jäger ist der erst 23 Jahre junge Forststudent Benjamin Schroll, der 2007 seinen Jagdschein gemacht hat. Auf seiner Facebookseite stellt er seine Art der Jagd so dar, wie man es von einem einem passionierten Jäger mit einem Bewußtsein für die Öffentlichkeit erwarten kann.

Sein aktuelles Jagderlebnis von der Erlegung seines Bockes am Ende der Blattzeit mit stilvollem Foto möchte ich hier als leuchtendes Beispiel einer Internetpublikation als Gastbeitrag einstellen.
Hätten wir noch mehr dieser passionierten Jäger, die ihre Jagderlebnisse stilvoll präsentieren, wäre es mir um die Zukunft der Jagd nicht bange.


 Ende der Blattzeit
 von Benjamin Schroll 


Der Bock des Verfassers als stilvolle Photographie

Es ist der 12. August 2013. 
Die hohe Zeit des Rehwildes ist in der Rhön zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon vorbei. Im Alpenland treibt sicherlich noch der eine oder andere Bock die Gaisen über die Almwiesen, doch hier deutlich tiefer im „Land der offenen Ferne“ wird’s wohl schon vorüber sein, so meine Gedanken. Gerne wäre ich dieses Jahr in die Berge gereist und mir vielleicht das „Spektakel“ dort oben angesehen, doch ich bin hier und zuhause ist es eh am schönsten.

Ich sitze auf meinem Sitz und wie immer war es den ganzen Nachmittag schön gewesen und nun verdunkelt sich der Himmel und ein Wolkenbruch fällt über mir ein. Es regnete wirklich den ganzen Abend und außer einem Hasen, der schnell über die kleine Wiese hoppelt, kommt kein Wild in Anblick. Warum sollte es auch, bei solch einem Wetter treibt es sicherlich kein Wild aus dem schützenden Dickicht. Nur ich verharre auf meinem Sitz wie ein begossener Pudel.

Es ist Mitte August und normalerweise sollte es jetzt schön warm sein, doch in den letzten Tage hatte es sich deutlich abgekühlt. Nur 14 ° C zeigte das Thermometer an, als ich zuhause aufbrach. Und als es deutlich dunkler um mich wurde, begann es mich zu frösteln und ich beschloss, den Ansitz an jenem Abend abzubrechen. Doch einmal noch wollte ich den Blatter heraus holen und fiepen. Nach zwei Serien sah ich ein Reh aus dem Wald über die schmale Wiese kommen und wie es in großen Fluchten die Distanz zu mir verkürzte. In etwa 100 m war Schluss, dort wo das Gras zu kurz war, weil es bis dorthin gemäht wurde, kam der inzwischen angesprochene Bock nicht mehr näher.

Der Bock war reif und ich begehrte ihn in der kurzen Zeit sehr. Jedoch half alles fiepen nicht mehr weiter. Der Bock stand auf 100 m breit, jedoch so vom hohen Gras verdeckt, dass ich ihn nicht beschießen konnte. Im Alter erfahren geworden, wollte er nicht aus der Deckung ziehen, sondern zog immer wieder am Rande des Grases hin und her. Durch das weitere Blatten war am hinteren Ende der Wiese ein weiterer roter Fleck und durch Glas konnte ich einen weiteren Bock, einen jungen Sechser erkennen. Noch hatte der Alte den Jungspund nicht mit bekommen und meine Angst, den Bock zu verlieren, war groß. Mit Sicherheit hätte er den Jüngling verjagt und wäre auf nimmer wiedersehen verschwunden, wenn sich beide bemerkten.

Der zweiten Akteur des Abends bemerkte aber den Greis sehr bald und verzog sich wieder, nicht aber ohne dass der Begehrte den roten Fleck beim Zurückziehen bemerkte und vielleicht die Ricke dahinter vermutete und augenblicklich hinterher wollte. Erneut fiepte es wild über die Wiese und schon drehte der Bock sich um und machte in großen Sätzen in meine Richtung – es war ein Satz zu viel und er stand im Freien vor dem hohen Bewuchs. Er drehte sich breit und der Schuss peitschte im selben Moment. Der Bock quittierte die Kugel mit eine Flucht über die Wiese und verschwand aus meinen Augen. Ich zitterte am ganzen Leib und musste mich beruhigen. Nach einiger Zeit fiel mir wieder das schwindende Büchsenlicht ein und der immernoch anhaltende Dauerregen. Zügig war die Stelle gefunden, wo der Bock die Kugel erhielt mit etwas Lunge am Anschuss, doch der Bock war im hohen Gras nicht zu finden, der Regen ließ auch gleich jeglichen Schweiß mit dem abfließenden Wasser im Boden versickern.

Ich kam nach immerhin noch fast 80 m zum längst verendeten Bock, welcher mit guten Blattschuss im angrenzenden Bestand in seiner Fluchtfährte zusammengebrochen war. Jagd ohne Hund ist Schund.

Der Bock ist alt und hat stark zurückgesetzt, auf einem Licht blind wäre es für ihn vielleicht seine letzte aktive Blattzeit gewesen. Für mich war sie es auch, für dieses Jahr.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Weidmannsheil! Ich nehme an, der Hund hat die 80 Meter Fluchtfährte gearbeitet? Kam nicht so deutlich heraus. Egal wie: So was wünscht man sich!

Manfred Nolting
Ein Jagdmensch

Markus Holthausen hat gesagt…

Aus der Seele gesprochen
Vielen Dank für diesen schon so lang überfälligen Beitrag! In Anbetracht dessen, was man auf youtube, facebook & co. zu sehen bekommt, braucht es uns alle nicht mehr wundern, wenn es immer schwieriger wird, Nicht-Jäger von unseren Idealen zu überzeugen. Ich würde mir eine gross angelegte Kampagne von zentraler Stelle wie der Jägerstiftung wünschen, die zusammen mit allen deutschen Jagdmedien mal für etwas Feingefühl sensibilisiert und eine dringend nötige Nachhilfestunde darin gibt, daß Waidgerechtigkeit auch etwas mit dem Respekt vor der erlegten Kreatur zu un hat. Danke für den Anfang und hoffentlich bis bald in Liebenberg...

Anonym hat gesagt…

Ein paar persönliche Gedanken zum Thema:

Ist es nicht statistisch völlig normal, dass sich unter einer relativ großen Anzahl von Menschen auch ein gewisser Prozentsatz an Pappnasen befindet, denen sowohl Tradition wie auch ästhetisches Empfinden vollkommen abgeht und die Du für diesen Themenkomplex niemals sensibilisieren wirst?

Viele, vor allem junge Jäger sind sich dieser Außenwirkung nicht bewusst und posten teilweise haarsträubende Inhalte in den sozialen Netzwerken. Hier nach den Verbänden und einer "zentralen" Lösung zu rufen ist meiner Erfahrung nach nicht zielführend. Die Verbände hinken mental der aktuellen Entwicklung mindestens zehn Jahre hinterher und beginnen gerade eben aus ihren Dornröschenschlaf zu erwachen…

Wesentlich effektiver und erfolgsversprechender sind unsere Selbstheilungs- und –Regulierungskräfte. Sprich: wenn jemand in einem Forum, oder einer FB- Gruppe illegale, nicht waidgerechte oder schlichtweg ekelerregende Inhalte postet – sollte jeder von uns aufgerufen sein seine Meinung dazu auch zu kommunizieren. Mag sein, dass man damit den Ruf einer Spaßbremse bekommt, dient aber der gemeinsamen Sache.

Wie einige Vorfälle auf facebook belegen fehlt vielen auch völlig das Unrechtsbewusstsein was Persönlichkeitsrechte Dritter oder die eigene Zuverlässigkeit (Waffen/Alkohol) angeht. Das Ganze dann auch noch via facebook oder youtube publik zu machen grenzt für mich teilweise schon an Idiotie.

Des Weiteren wiegen sich Viele in der falschen Sicherheit von geschlossenen oder geheimen Gruppen und sind sich nicht bewusst, dass diese von Jagdgegner unterwandert sind und sich fortwährend darüber ins Fäustchen lachen, dass wir Ihnen beständig neue Munition für ihre Hasstriaden liefern.

Anonym hat gesagt…

Die Jagd und das Internet?
Die Jagd und das Internet?

Ja, es gibt sie durchaus - die wirklich lesenswerten Beiträge und Diskussionen auf Facebook und Co. Ich denke da z.B. an Max Götzfried und Bertram Quadt. Allerdings sind diese Perlen meist gut in geschlossenen oder geheimen Gruppen versteckt - so dass sie nicht für Uneingeweihte zugänglich sind und wohl eher nichts zum positiven Bild der Jagd in der Öffentlichkeit beitragen.

Leider tummeln sich in den verschiedenen Foren und Gruppen viele Menschen, die ich ob Ihrer fehlenden Lebens- und Jagderfahrung nicht als Jäger bezeichnen möchte.
Diesen Menschen ist dann auch nicht bewusst, dass das Bild der gegrabenen Jungfüchse, oder der waidwund geschossene Bock nicht nur von seinen 20 Facebook - Jagdfreuden gesehen wird, sondern im worst case auch von tausenden Gruppenmitgliedern, Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen.

Der Informationsgehalt solcher Posts ist eher gering: „Sau liegt! Sauer 202, .308, Geko Silvertip, Todflucht 30m“. Die Reaktion ist meist ein stereotypes „Waidmannsheil!“. Da geht es nicht um das Jagderlebnis, die Freude über den guten, waid- und tierschutzgerechten Schuss, die Achtung vor der erlegten Kreatur oder seine Freude mit Gleichgesinnten zu teilen, sondern um einen weiteren Eintrag ins Schussbuch und darum sich selbst als tollen Kerl zu präsentieren.

Als Credo trifft ein Satz aus einer Facebook - Gruppe den Nagel auf den Kopf: Was habe ich damit zu tun, dass es irgendwo Idioten gibt? "Allein der Besitz des Führerscheins macht mich nicht zum Gesinnungsgenossen eines ebenfalls mit einem Führerschein ausgestatteten Falschfahrers auf der Autobahn. Noch fühle ich mich bemüßigt diesen zu verteidigen oder ein Statement abzugeben…"

Kurzum: das Internet ist nicht das wirkliche, echte Leben oder einziger Lebensinhalt! Darum betrachtet es als das was es in Wirklichkeit ist: eine Quelle für Informationen, interessante Kontakte und Diskussionen.

In diesem Sinne viel Spaß da draußen, Horrido und Waidmannsheil!