25.11.09

Niederösterreichische Jäger starten Initiative gegen die Errichtung von Jagdgattern

Schon mehrfach hat das JagdBlog über den Unmut in der Jägerschaft berichtet, wenn es um das Thema Jagdgatter geht.
Bei der Diskussion über die Notwendigkeit solcher Gatter und die damit verbundene Jagd innerhalb dieser Einrichtungen sind die Jagdverbände erstaunlich schweigsam.
Außer dem Ökologischen Jagdverband (ÖJV) , der die Einrichtung des hessischen Jagdgatters im Reinhardswald als Jagdbordell bezeichnet, wird das Thema in der deutschen Jägerschaft weitestgehend totgeschwiegen.
Doch den Schaden, den solche Jagdgatter am Bild der Jäger in der Öffentlichkeit anrichten, ist enorm.
Es ist unmöglich, einem Nichtjäger ist diese Art der Jagd zu erklären. Gatterjagden sind nicht nur Wasser auf die Mühlen der Jagdgegner. Ihre Einrichtung verleitet dazu, die dort gezüchteten kapitalen Stücke als Handelsware in Reviere zu verkaufen, die für ihre Jagdgäste Trophäenträger zum Abschuss benötigen.
Die hochnotpeinliche Erlegung des Rekordhirsches Burlei durch Baron von Gemmingen-Hornbach scheinen viele bereits vergessen zu haben.
Auch das vom Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Viersen GMBH , Herrn Rolf Adolphs betriebene Damwildgatter im Brachter Wald, das von den Behörden genehmigt wurde, fügt der Jägerschaft schweren Schaden zu.

Einige Jäger in Niederösterreich haben von der Tatenlosigkeit der Jagdverbände und des Gesetzgebers die Nase voll und haben eine Initiative zur Abschaffung der Gatterung von Waldgebieten ins Leben gerufen.

Die Initiative sollte den Verbänden zu denken geben. Der Druck der Öffentlichkeit auf diese Relikte der Feudalzeit ist zu groß, als dass man das Thema totschweigen kann.
Die Jäger in Österreich beweisen es.

Über die Gründung der Initiative zur Abschaffung der Gatterjagd berichtet das Onlinemagazin des österreichischen "Kurier"


Der Aufstand der Jäger

Weidmänner aus Niederösterreich blasen zum Halali. Eine neu gegründete Initiative bekämpft die Errichtung von Jagdgattern.

Es ist zu befürchten, dass wir bald nur noch zwischen Zäunen jagen und wandern können", sagt Guck Fischer. Er ist nicht nur der Alt-Bürgermeister von Sooß (Bez. Baden) sondern auch Jäger aus Leidenschaft. Was ihn und etlichen seiner Jagdkameraden ein Dorn im Auge ist, sind so genannte Jagdgatter.


Dabei handelt es sich um mindestens 115 Hektar große, eingezäunte Waldgebiete, in dem Wildtiere gehalten und geschossen werden. "Das hat mit Jagdethik nichts zu tun", sagt der Jäger Franz Schweiger jun. aus Rohr im Gebirge (Bez. Wiener Neustadt).

Für Aufsehen hat zuletzt der russische Milliardär Rashid Sardarov gesorgt, der in Rohr im Gebirge im großen Stil ein Jagdgatter samt Jagdschloss errichtet. Der Trophäenjäger hatte eine Gesetzeslücke genutzt. Er suchte zur Tierhaltung nach dem Bundestierschutzgesetz an und ließ einen ganzen Berg umzäunen. 2010 ist ihm die Bewilligung für eine Eigenjagd sicher. Dann darf er im Gatter auch offiziell munter drauf los schießen.


"Bei den Jagdgattern handelt es sich um ein Relikt aus der Zeit der Feudalherrschaft", sagt Guck Fischer. "Da gehen ganze Waldstücke der Natur, dem Besucher und dem Förster verloren.

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Tiere, die oft anderswo gezüchtet werden, so die Jäger, werden in Jagdgatter verfrachtet, um dort - relativ einfach - geschossen werden zu können. "Oft sind die Tiere handzahm", so der Jäger Peter Riedmüller aus Hainfeld (Bez. Lilienfeld).

Jetzt soll eine Initiative der Jäger der Errichtung der umstrittenen Gatter Einhalt gebieten. "Wir wollen neue Jagdgatter verhindern", fordert Fischer. Das Land NÖ wurde bereits informiert. "Wenn nicht bald etwas geschieht, werden wir niederösterreichweit Unterschriften sammeln."


Auch beim NÖ. Landesjagdverband hält man nicht unbedingt viel von eingezäunten Jagdrevieren. "Eine Jagd ist nur das, was in freier Wildbahn stattfindet. Alles andere kann man nur als legalen Abschuss in einem Gehege sehen", erklärt der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Peter Lebersorger.


25.000 Hektar

Rund 1,5 Prozent der bestehenden Naturflächen in NÖ sind als Gatter bewilligt. "Wenn man bedenkt, dass das 25.000 Hektar sind, dann ist das ja nicht gerade wenig", so Lebersorger. Das größte Problem mit den aufgestellten Zäunen besteht darin, dass der Maschendraht oftmals wichtige Wildwechselrouten "durchschneidet". Viel bedenklicher seien jedoch die sogenannten Fleischgatter, in denen Wildtiere meist für den Verkauf gezüchtet werden. "Die Tiere werden narkotisiert und in andere Gehege in anderen Regionen gebracht. Das kann man dann als Täuschung des Konsumenten sehen", sagt Lebersorger. Etwa beim Verzehr des Wildbrets und dessen Herkunft.

Das Land ist gesprächsbereit. "Wir stehen Jagdgattern neutral gegenüber", so Kurt Wollinger, Leiter der Abteilung für Agrarrecht. "Sie sind im Jagdgesetz verankert. Mit einem Federstrich kann man sie nicht verbieten." Bei jeder Einschränkung der Eigentumsnutzung müsse man aufpassen. Wollinger: "Aber wenn alle, die am Jagdwesen mitwirken, eine Diskussion wollen, sind wir dafür offen."



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